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Salomo will Antennen schärfen (IVZ vom 17.02.2023)

Vortrag: Antisemitismus in der Deutschrap-Szene

Einen eindrücklichen Vortrag über Antisemitismus hörten am Donnerstag die älteren Jahrgänge der Harkenberg Gesamtschule Hörstel. Zu Gast war der ehemalige Deutschrapper Ben Salomo.

Von Anke Beiing

ben salomo2023Sehr eindrücklich schilderte der ehemalige jüdische Deutschrapper Ben Salomo aus Berlin in der Harkenberg Gesamtschule Hörstel seine persönlichen Erfahrungen mit Anfeindungen und den offenbar sehr ausgeprägten Antisemitismus in der Deutschrap-Szene. | Foto: Anke Beiing

Hörstel. Kaum eine Schülerin oder ein Schüler der Jahrgangsstufen 10 bis 13 der Harkenberg Gesamtschule Hörstel kennt einen Juden persönlich. Wie ein kleines Experiment am Donnerstag in der Mensa zeigte, ist aber sehr vielen das eine oder andere Vorurteil geläufig. „Ihr seid also fast alle schon mit Antisemitismus in Berührung gekommen“, erklärte Gastredner Ben Salomo. „Ihr habt es nur nicht gemerkt.“

Mit seinem Vortrag „Deutscher Rap will keine Juden in seinem Ghetto – Antisemitismus in der deutschen Rap-Szene und Jugendkultur“ möchte der ehemalige jüdische Deutschrapper aus Berlin die Antennen der Jugendlichen für Antisemitismus schärfen. Unterstützt wird er dabei von der „Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit“. Salomo redete frei, fast eineinhalb Stunden lang. Er begann mit Zahlen und Fakten zu Israel, um den Schülern die Dimensionen klar zu machen. Israel sei so klein wie Hessen, aber mit neun im Vergleich zu sechs Millionen Menschen viel dichter besiedelt. Und es ist der einzige jüdische Staat der Welt. In Israel sind der USB-Stick und Meerwasserentsalzungsanlagen erfunden und die Cherry-Tomate gezüchtet worden. Es sei eine pluralistische Demokratie, in der Juden, Christen und Muslime friedlich zusammenlebten. Er liebe Israel für seine Vielfalt, erklärte Ben Salomon. Zwar sei es kein perfektes Land, aber doch viel mehr als Krieg und Religion.

„Juden gibt es in allen Größen, Farben und Formen.“ (Ben Salomo)

Dann berichtete Ben Salomo sehr eindrücklich, wie er selbst im Alter von elf Jahren das erste Mal antisemitisch angefeindet wurde – ausgerechnet von seinem besten Freund. Der wendete sich prompt ab, als er realisierte, dass sein Kumpel Jude war, und verprügelte ihn schon einen Tag später mit zwei älteren Jungs. Seitdem ziehe sich der Judenhass durch sein Leben, schilderte Salomo. Mit Reimen und Gedichten versuchte er, diese Erfahrungen zu verarbeiten und das Trauma zu bewältigen, das die Scheidung seiner Eltern in ihm ausgelöst hatte. So sei er schließlich zum Rap gekommen.

Sein größter Erfolg war die Youtube-Sendung „Rap am Mittwoch“, einige Schüler kannten sie noch. „Das war mein Baby, ich habe es geliebt, ich war zufrieden“, sagte Salomo. Aber: Der Antisemitismus breitete sich immer mehr in der Szene aus, Ben Salomo wurde hinter den Kulissen von anderen Rappern angepöbelt und bekam zunehmend Hassposts in seine Social-Media-Kanäle. 2018 beendete er seine Rap-Karriere aus Protest dagegen und hält heute vor allem solche Vorträge in Schulen, wie am Donnerstag in Hörstel. Um die Antennen der Jugendlichen zu schärfen. Denn nur dann, wenn sie Antisemitismus erkennen, könnten sie auch einschreiten. „Eine Gesellschaft, die keinen Lügen und Gerüchten widerspricht, ist eine Gesellschaft, der man jeden Scheiß verkaufen kann“, sagte Salomo und appellierte auch an die Lehrer, nicht wegzuschauen. Der gesamte Antisemitismus fuße auf Gerüchten, die schließlich die Wahrnehmung veränderten.

Ben Salomo verdeutlichte, dass Hass bei den Juden beginne, weil sie so wenige seien – 15 Millionen weltweit und gerade einmal 200.000 in Deutschland. „Danach sind die nächsten dran – so war es immer in der Geschichte.“ Er schlug einen Bogen zu den Nazis, zu den islamistischen Organisationen Hisbollah und Hamas, nannte Dresscodes, Zahlencodes und Runen, die solche Gruppierungen nutzten, und belegte anhand von Fotos und Musikvideos, wie sie von manchen Deutschrappern bewundert und in Texten verherrlicht werden.

Für diese Aufklärungsarbeit bekommt Ben Salomo heute Morddrohungen. Niemand kenne seine Adresse, in Berlin könne er Vorträge nur unter Polizeischutz halten, erklärte er. Und auch außerhalb kündige er sie nie an – zu seiner Sicherheit und zur Sicherheit der Schüler und Lehrer, die ihm zuhören.

Ben Salomo

1977 als Jonathan Kalmanovich in Israel geboren, siedelte Ben Salomo mit vier Jahren mit seinen Eltern nach West-Berlin um. Dort hielt er Kontakt zur Jüdischen Gemeinde und wuchs zugleich in den Hinterhöfen von Schöneberg unter arabischen und türkischen Migranten auf. 1997 begann er, Hip-Hop-Musik zu machen. Acht Jahre war er auf Youtube Gastgeber der Battle-Rap-Veranstaltung „Rap am Mittwoch“ mit rund 417 000 Abonnenten und über 112 Millionen Views. 2018 gab er das Format wegen starker antisemitischer Tendenzen in der Deutschrap-Szene auf. Für sein Engagement gegen Rassismus und Antisemitismus wurde ihm 2018 das Robert-Goldmann-Stipendium verliehen. 2019 erschien die Autobiografie „Ben Salomo bedeutet Sohn des Friedens“. (Quelle: Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit)

Artikel aus IVZ-aktuell.de vom 17.02.2023, heruntergeladen am 17.02.2023, URL: https://www.ivz-aktuell.de/articles/243473/hoerstel/bildung-schule/vortrag-antisemitismus-in-der-deutschrap-szene?sort=1&take=10&skip=0

Schulwechsel zur Harkenberg Gesamtschule

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