Abschlussjahrgang der Harkenberg Gesamtschule macht das Beste aus der Situation /Lob von der Schulleitung
Deutschunterricht mit Abstand und Maske: Der 10er-Jahrgang bereitet sich intensiv auf die Prüfungen im Mai vor. Stephan Beermann
Von Stephan Beermann
HÖRSTEL. Was „die Zehner“ derzeit leisten, das fordert den Lehrern der Harkenberg Gesamtschule echten Respekt ab. „Das läuft richtig gut. Wir ziehen den Hut vor unseren Zehnern. Wie diszipliniert die sich verhalten.“ Das sagen Rektor Franz-Josef Hesse und Monika Müller (Didaktische Leiterin der Schule) übereinstimmend und fast wortgleich.
In der Tat wird den Jugendlichen derzeit einiges abverlangt. Seit knapp zwei Wochen läuft für sie wieder unter Berücksichtigung aller Hygienevorschriften der Präsenzunterricht. Gesichtsmaske, schwarz-gelbe Linien, Verbots- und Gebotsschilder sind im Gebäude präsent. Jederzeit muss der Mindestabstand bewahrt werden, sind Laufwege vorgezeichnet. Die Regelung beginnen schon morgens, wenn der Lehrer seine Schüler vom Schulhof abholt und ins Klassenzimmer führt.
»An der Schule wird gelebt und gelernt. Jetzt wird nur noch gelernt.«
Monika Müller, Didaktische Leitung der Harkenberg Gesamtschule
Das komplette Gebäude steht aktuell allein den rund 160 Schülern der 10. Jahrgangsstufe zur Verfügung. Jede Klasse ist in zwei Gruppen aufgeteilt. Sie alle werden jetzt gezielt vorbereitet auf die Abschlussprüfungen am 12. Mai (Deutsch), 14. Mai (Englisch) und 19. Mai (Mathematik). Trotz der technischen Möglichkeiten in der Heimarbeit wird die Vorbereitung auf die Prüfungen im Klassenraum als intensiver angesehen. „Unsere Schüler empfinden die konkrete Vorbereitung als hilfreich und produktiv“, sagt Monika Müller. Obwohl die Art des Unterrichts quasi allem widerspricht, was die Harkenberg Gesamtschule ausmacht: von Partner- oder gar Gruppenarbeit keine Spur. Alle modernen Unterrichtsformen, die zugleich die Sozialkompetenz fördern, sind so nicht durchführbar. „Didaktisch gesehen ist das eine Katastrophe“, bringt es die Pädagogin auf den Punkt. Trotzdem überwiegt die Erleichterung und die Freude in den Abschlussklassen, dass man sich überhaupt mal wieder sehen darf in der Schule. „Ich wünsche mir so sehr, wieder in die Schule kommen zu dürfen.“ Solche Sätze erhalte sie täglich per Mail, sagt Müller. Die Situation mache etwas mit den Kindern und mit der Schule. Schule, so erfährt sie, gewinne unvorhergesehen an Wert. „Den Kindern fehlt der soziale Kontakt, es fehlen ihnen die Struktur und der gewohnte Tagesablauf“, ergänzt Franz-Josef Hesse.
Die Jahrgangsstufen 5 bis 9 bleiben vorerst noch zuhause, werden weiterhin betreut von ihren Lehrern über die digitalen Kanäle. Heute erwartet die Schulleitung konkrete und vor allem verlässliche Anweisungen aus dem NRW-Schulministerium. Perspektivisch sieht Schulleiter Hesse nach den Abschlussprüfungen Mitte Mai die Möglichkeit, täglich wechselnd die Jahrgangsstufen 5 bis 9 zur Schule kommen zu lassen, also die 5er Klassen etwa an einem Montag, die 6er am Dienstag usw. Mehr als ein Jahrgang lässt sich unter Einhaltung der Hygienevorschriften an der Schule nicht versorgen, so die Einschätzung von Franz-Josef Hesse. Dies hänge nicht nur von der Raumsituation, sondern auch vom Lehrpersonal ab. Maximal 60 Prozent des Kollegiums wäre derzeit im Präsenzunterricht einsetzbar. Der Schulleiter geht davon aus, dass auch nach den Sommerferien an Unterricht in gewohnter Form so schnell leider nicht zu denken ist.
Wie feiern die „10er“ ihren Abschluss?
Der „10er“-Jahrgang ist nicht nur im Unterricht von der Corona-Pandemie betroffen. Möglicherweise geht ihnen auch die Feier ihres ersten großen Abschlusses verloren. „Kein Tag X, keine Motto-Tage, keine Abschlussfeier, kein Abschlussgottesdienst mit den Eltern - das tut echt weh“, sagte Schulleiter Franz-Josef Hesse. Er kann es sich gar nicht vorstellen, dass die Schülerinnen und Schüler ihre Prüfungen ablegen und sie dann ohne Zeugnisfeier verabschiedet. Und den Abschied irgendwann nachzuholen, das sei doch keine Alternative. Ganz aufgegeben hat er es aber nicht, „etwas Feierliches“ trotz aller widrigen Umstände ins Leben zu rufen. Dabei ist jetzt allerdings viel Fantasie gefragt. Ins Gespräch (und doch bald wieder verworfen) wurde so zum Beispiel eine gemeinsame Abschlussfeier im Autokino-Format.-bee-