Gesamtschule mit neuer Leitung
Daniel Helming ist seit wenigen Tagen neuer Leiter der Harkenberg Gesamtschule Hörstel. Was will er anders machen? Was soll bleiben? Wie sieht für ihn die Schule der Zukunft aus? Und wo sieht er die größten Herausforderungen?
Von Stephan Beermann
Hörstel · Freitag, 09.08.2024 - 17:00 Uhr
Daniel Helming hat in dieser Woche offiziell die Leitung Harkenberg Gesamtschule Hörstel übernommen. | Foto: Stephan Beerman
Das Namensschild neben der Tür ins Schulleiter-Büro war diese Woche noch nicht ausgetauscht. „Franz Josef Hesse“ ist da zu lesen. Für die Schulgemeinschaft ist das noch gewöhnungsbedürftig, dass der langjährige, jetzt pensionierte Rektor der Harkenberg Gesamtschule nicht aus den Ferien zurückkehrt. Sein ehemaliger Schreibtisch ist gleichwohl gefüllt mit Akten, Dokumenten, Broschüren und Büchern. Dahinter sitzt jetzt „der Neue“, Daniel Helming.
Aber neu ist der ja gar nicht. Als Stellvertreter des Chefs war er unter anderem zuständig für die Anfertigung des Stundenplans. Diese Aufgabe übernimmt jetzt Timo Brenneke. Die Stelle des neuen Stellvertreters ist seit dieser Woche ausgeschrieben und soll bald wieder besetzt werden.
Als Schulleiter betritt Helming Neuland. Zu seinen ersten Aufgaben gehört, die befristeten Verträge von 14 Lehrerinnen und Lehrern mit der Bezirksregierung zu koordinieren. „Logistisch etwas schwierig“, stellt er fest, aber lösbar. Eine Herausforderung außerhalb der Reihe ist die vorübergehende Schließung der Harkenberg-Sporthalle. Das wirft die Planung des Sportunterrichts über den Haufen. Wie es weitergeht, weiß derzeit niemand. Jetzt muss erst einmal die Deckenaufhängung abgenommen werden. Helming rechnet mit der Rückkehr zur Halle nicht mehr in diesem Jahr. Also muss er nach Alternativen suchen. Die Judoka-Halle könnte Ausweichquartier werden, die Grüne Halle in Riesenbeck steht ohnehin zur Verfügung. Die Abi-Sportler bekommen auf jeden Fall ihre Hallenzeiten, damit sie Punkte fürs Abitur sammeln. Auch die Ludgerus-Schule hat Entgegenkommen signalisiert und will Hallen-Zeiten abgeben. Sein erster Eindruck ist positiv: „Das ist eine schöne Kooperation.“
Die Hörsteler Gesamtschule lässt sich, was die Zahl der Menschen anbelangt, durchaus mit einem mittelständischen Unternehmen vergleichen: Knapp 90 Lehrerinnen und Lehrer unterrichten hier, hinzu kommen Sekretariat, Haustechnik, pädagogische Betreuung, zudem die Mensa-Küche. Nicht zu vergessen die rund 950 Schülerinnen und Schüler. Wieviel genau es sein werden, weiß auch Helming noch nicht. Das hängt unter anderem von der Größe der Willkommensklasse ab. Erfreulich ist auf jeden Fall: Die Schule hat keinen Lehrermangel, die Stellen sind zu 100 Prozent besetzt. Neue Stellen zu besetzen, sei nicht das Problem, freut sich der Mesumer: „Die Bewerber kommen gerne, weil sie gehört haben, dass es sich hier gut arbeiten lässt.“
Gefühlt startet der neue Schulleiter mit kräftigem Rückenwind, macht er im Gespräch deutlich. Die Akzeptanz der Schule habe in der Stadt Hörstel stark zugenommen, wie die Anmeldezahlen belegen. Im neuen Schuljahr startet die Schule fünfzügig. Möglicherweise ist auch die Sechszügigkeit wieder in Sicht, wenn es weiter gelingt, mehr Hörsteler Grundschulkinder für sich zu gewinnen: „Diesen Anteil wollen wir steigern, da haben wir Potenzial.“ Das sieht er auch bei der Oberstufe. „Wir würden gerne Externe von anderen Schulen für uns gewinnen, zum Beispiel von umliegenden Realschulen.“
Gesellschaft und Technik entwickeln sich rasant und lassen auf die Schulwelt Herausforderungen zukommen. „Wir müssen unsere Schüler fachübergreifend auf die komplexe Situation vorbereiten, damit umzugehen“, sagt der 41-Jährige, „KI und soziale Medien bieten viel Potential, aber zugleich auch Gefahren.“ Über das Fachwissen hinaus gelte es, die Urteilsfähigkeit zu stärken. Was sind News, was sind Fake-News? Das Eindringen der KI in den Alltag lasse auch über die Prüfungsformate nachdenken. Wenn die KI für die Präsentation eingesetzt wird, dann muss Wissen auf neue Weise abgefragt werden: „Es gibt diese Tools - wir müssen lernen, damit umzugehen.“
„Er wird es gut machen. Er wird es ganz anders machen, und das ist gut so.“
Franz Josef Hesse über seinen Nachfolger Daniel Helming.
Urteilskompetenz in allen Bereichen, und das fachübergreifend, in diese Richtung gehe die Schule der Zukunft, so Helming. Dafür hat er gleich einige Beispiele parat, wie es die „Harkenberger“ bereits praktizieren. Bei einem Projekt zum Umgang mit Wasser konnte eine Schülergruppe erreichen, dass sie in Absprache mit der Stadt Sparaufsätze kaufen und installieren darf: „Die Schüler haben einen wahnsinnigen Erfolg erlebt. Sie merkten, sie können etwas bewegen. Wir wollen den Schülern zeigen, dass es sinnvoll ist, sich in den gesellschaftlichen Prozess einzubringen.“ Dies gehe an der Schule nur, weil die Kollegen die Ideen der Zukunftswerkstatt teilen und sich aktiv beteiligen - oft über den Stundenplan hinaus.
Vieles hat sich im Schulalltag bewährt und soll erhalten bleiben, darunter die „Lange Nacht der Mathematik“, die Weihnachtsfeier der Q2, Schüleraustausch mit Waltham Abbey, „Balu und Du“ oder auch die Teilnahme am nationalen Geschichtswettbewerb. Doch kündigt Daniel Helming Änderungen im Detail an. Der Eid auf das Schulmotto „Schule ohne Rassismus“ soll zeitlich etwas nach hinten verlegt und mit einem größeren Projekttag verbunden werden. Vorgesehen dafür ist der 25. November, eventuell mit einer Theateraufführung und mit einer Fahrt der 9. Klassen zu einer Gedenkstätte nach Osnabrück.
Daniel Helming freut sich auf seine neuen Aufgaben als Schulleiter, auch wegen der Schülerschaft: „In 99 Prozent aller Fälle haben wir tolle Schüler, die sich einbringen“, berichtet er. Natürlich gebe es Problemfälle, fügt er hinzu: „Aber auch das gehört zu unseren Aufgaben, ihnen den Weg zu ebnen.“ An Erfolgsgeschichten, so Helming, mangelt es der Schule jedenfalls nicht. Und daran will er weiter arbeiten.