Gedenken an Vorsthove und Hilckman
Zum Gedenken an zwei mutige Bevergerner, den Frisörmeister Bernhard Vorsthove und Prof. Dr. Dr. Anton Hilckman, verlegte der Künstler Gunter Demnig am Dienstag Stolpersteine in Bevergern.
Von Rita Althelmig
Hörstel · Dienstag, 19.12.2023 - 18:00 UhrDie aktiv Beteiligten bei der Stolpersteinverlegung am Heimathaus mit dem Künstler Gunter Demnig (M.). | Foto: Rita Althelmig
Der bisher erste und einzige Stolperstein in der Stadt Hörstel wurde am 11. Dezember 2018 für den im KZ ermordeten Bevergerner Arzt, Dr. Otto Weber an der Sendstraße 7 - vor seiner ehemaligen Praxis - durch den Künstler Gunter Demnig verlegt.
Organisiert durch den Heimatverein Bevergern mit Initiator Dr. Klaus Offenberg wurden am Mittwochvormittag zwei weitere Stolpersteine in Bevergern verlegt. Trotz ungemütlichen Wetters war die Teilnahme überraschend gut. Besonders erfreut waren die Organisatoren über die 50 Schülerinnen und Schülern der Gesamtschule Harkenberg mit ihren Lehrpersonen, die sich im Deutsch- Geschichts- und Musikunterricht mit dem Thema des Nationalsozialismus, mit Verfolgung und Inhaftierung auseinandergesetzt hatten.
Dr. Klaus Offenberg erläuterte, dass man durch das Setzen von Stolpersteinen an zwei Bevergerner erinnern wolle, die im Dritten Reich Zivilcourage bewiesen haben. „Ich bin stolz, dass wir mit diesen dann drei Stolpersteinen in Bevergern zum größten Denkmal der Welt betragen können. Denn Sie, Herr Demnig, haben mehr als 105.000 Stolpersteine in Europa verlegt,“ so Offenberg.
Während Bürgermeister David Ostholthoff sprach, verlegte Gunter Demnig den Stolperstein für Bernhard Vorsthove direkt am Eingang des Bankgebäudes. Ostholthoff betonte, dass mit der Stolpersteinverlegung ein Zeichen gesetzt werde, und freute sich, dass so viele Menschen verschiedener Generationen gekommen waren. Die Stolpersteine forderten dazu auf, sagte er, dass Generationen miteinander reden.
Komposition mit Knall
Dass die Schüler sich gut auf diesen Tag vorbereitet hatten, zeigte eine musikalische Komposition, die von einer wahren Begebenheit berichtete, die zu Vorsthoves Festnahme führte: Ein Geräusch vom Türenöffnen erinnerte daran, wie der Frisörmeister, der auch ab und zu armen Menschen umsonst die Haare schnitt, auf eine Versammlung der NSDAP stieß. An der Theke gab er in einem Streitgespräch laut seine Meinung über den Ortsgruppenleiter ab und wurde daraufhin am folgenden Tag, am Antonius-Festtag 1935, von Gestapo-Beamten abgeholt und ins KZ Esterwegen gebracht. Ein Knall in der Komposition kennzeichnete die schlagartige Veränderung im Leben und das Herzklopfen die emotionale Verfassung.
Auch Gudrun Gunia gestaltete die Veranstaltung musikalisch mit. Pfarrer Martin Pfuhl richtete einige Worte besonders an die Schülerinnen und Schüler: „Jede Familie ist in irgendeiner Weise von den Geschehnissen von damals betroffen. Manchmal darf man den Mund nicht halten.“ Die Schülerinnen und Schüler legten in Stille Rosen am Stein nieder.
Im zweiten Teil der Veranstaltung wurde der Stolperstein für Prof. Dr. Dr. Anton Hilckman am Heimathaus Bevergern verlegt. Der Vorsitzende des Heimatvereins, Heinz Levedag, erinnerte daran, dass an dieser Stelle das Elternhaus Hilckmans war, das dieser zur 600-Jahrfeier der Stadt Bevergern dem Heimatverein schenkte. Hilckman habe früh seine Stimme gegen den Nationalsozialismus erhoben.
Ortsvorsteher Thorsten Löchte betonte, dass der Stolperstein für ihn auch ein Zeichen des Friedens sei.
Über Geschichte stolpern
In Demut richte der Schauende den Blick zu Boden und werde zum Innehalten eingeladen, sagte Löchte. „Ohne auf den Weg zu achten, stolpern wir, stürzen wir und verletzen uns“. Gerade jetzt stolperten wir über unsere Geschichte, ärgerten uns über das aktuelle Geschehen und suchten nach Antworten, die manchmal einfach, manchmal schwierig seien.
Auch über Hilckmans Leben berichteten die Schülerinnen und Schüler in einer zweiten Komposition. Hilckman, der in 20 Gefängnissen und zwei KZs eingesperrt war, sei früh ein Europäer gewesen. Er hatte das zweite „n“ aus seinem Namen gestrichen, um das zu zeigen.
In ihrer zweiten Komposition wurde der Klang eines Universitätssaals dargestellt, wo der sprachbegabte Hilckman unterrichtete, dann folgte der Klang von Handschellen, der Hilckmans Festnahme darstellte. Ein Blitzschlag und Gewitterdonnern symbolisierten das Aufkommen des Nationalsozialismus. Ruhigere Musik markierte sein späteres Leben wieder in Freiheit. Dennoch könne es nie wieder ein Leben wie vor der Zeit im Konzentrationslager gewesen sein, meinten die Schüler. Zivilcourage, Mut zur Wahrheit, all das hatten die Schüler bei den beiden Bevergernern gesehen, die für die Wahrheit ihre Verhaftung in Kauf genommen hatten. Eine Frage blieb: „Ob wir die Zivilcourage gehabt hätten?
Nachdem auch am Gedenkstein vor dem Heimathaus Rosen niedergelegt worden waren, lud der Heimatvereinsvorsitzende Heinz Levedag alle Teilnehmer zu einem Imbiss ins Heimathaus ein.